Der König der Löwen


von Seppatoni
10.07.2025

Über 12 Jahre nach dem Launch des Famicoms in Japan endete am 25. Mai 1995 eine Ära: Das letzte offizielle Spiel wurde für Nintendos 8-Bit-Konsole veröffentlicht. Und dies nicht in Japan oder den USA, beim letzten Release für das NES handelte es sich um einen PAL-exklusiven Titel: Der König der Löwen (in anderen Ländern mit dem Namen „The Lion King“ oder „Le Roi Lion“). Nach dem SNES- und Game-Boy-Besitzer bereits zuvor zum Handkuss kamen, durften als Letztes auch die NES-Zocker Simbas Abenteuer nachspielen. Der gleichnamige Kinofilm begeisterte im Vorjahr Millionen von Kinobesuchern auf der ganzen Welt. Auch in der NES-Version wurde die Story des kleinen Löwenjungen auf seiner Heldenreise aufgegriffen. Der Spieler schlüpft in die Rolle des angehenden Königs und steuert Simba durch verschiedene Schauplätze der Leinwandvorlage.

Mit seinem zierlichen Gebrüll kann er kleinere Gegner paralysieren, mit einem Sprung auf den Kopf sind diese besiegt. Neben Sprüngen und sich an Kanten festkrallen, kann Simba mit Anlauf auch Rollen ausführen und so Hindernisse durchbrechen. Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten, gilt es insgesamt 6 Levels zu bewältigen. Diese führen die junge Raubkatze unter anderem über die kantigen Felsen des „geweihten Landes“ oder den düsteren Elefantenfriedhof. Für Abwechslung sorgen Abschnitte wie das Überleben in einer herannahenden Stampede oder das Zweckentfremden anderer Tiere als Schwungseil, Rutsche oder Reitmöglichkeit. Auch Kämpfe gegen (Zwischen-)Bosse gilt es, erfolgreich zu bestehen.

Hilfe gibt es in Form von Käfern. Die kleinen Krabbler finden sich an verschiedenen Stellen der Levels und füllen Simbas Energieleiste - je nach Muster des Insekts mal mehr, mal weniger - wieder auf oder erlauben im Falle eines speziellen Exemplars den Zugang zu einem Bonusspiel nach Abschluss des Levels. Dieses wird von Timon und Pumbaa inszeniert. Das Warzenschwein muss die herabfallenden Käfer einsammeln, ohne eine Spinne zu erwischen oder ein Insekt auszulassen. Als Belohnung winken zusätzliche Extrapunkte. Weitere Unterstützung in den Levels gibt es durch 1UPs oder Lebenskreise, die ein Continue ermöglichen. Fortsetzungsmarkierungen in Simba-Form erlauben bei einem Lebensverlust das Abenteuer an dieser Stelle wieder aufzunehmen.

Fans der Filmvorlage finden einige bekannte Schauplätze und Charaktere auch in der Lizenzversoftung wieder. Auch musikalisch werden einige bekannte Musikstücke des Oscar-prämierten Soundtracks geboten. Unverwüstlich sollte man meinen. Doch leider wird man schnell eines Besseren belehrt, die knarrzigen 8-Bit-Interpretationen der Lieder gehen schon nach kurzer Zeit auf die Nerven.

Optisch können die detaillierten Animationen der verschiedenen Sprites überzeugen. Schade allerdings, dass man sie kaum sehen kann, da diese so winzig klein ausgefallen sind. Der Rest des Bildschirms wird von den unspektakulären und meist lieblosen Hintergrundoptiken bestimmt, die während dem Spielgeschehen teils auch etwas irreführend sein können.

Die Steuerung offenbart sich leider als größter Kritikpunkt des Spiels. Simba ist äußerst hakelig zu kontrollieren, gerade das Sprungverhalten strapaziert immer wieder die Nerven des Spielers. In Kombination mit der grausigen Kollisionsabfrage werden gezielte Hüpfer auf Objekte oder an Kanten zu einer ebenso unerwarteten wie unnötigen Herausforderung.

Statt den auf der Verpackung angepriesenen 10 Levels beträgt der Umfang des Spiels gerade mal 6 Abschnitte, was nicht gerade für übermäßigen Dauerspaß sorgt. Geübte Spieler sehen nach einer halben Stunde den Abspann und haben dann auch praktisch alles gesehen, was es zu sehen gibt. Einen nennenswerten Wiederspielwert gibt es nicht. Auch der einstellbare Schwierigkeitsgrad ändert nichts am Spielablauf selber, sondern reguliert nur die Anzahl Leben zwischen 3 bis 5.

Der König der Löwen bildet leider einen unwürdigen Abschluss der glorreichen NES-Software-Ära. Zeigte Capcom zuvor, was für geniale Spiele mit Disney-Lizenzen möglich sind, so erleidet Virgin hiermit komplett Schiffbruch. Ungenaue Steuerung, nervige Musikbegleitung und ein langweiliges Leveldesign sorgen für einen spielerischen Totalausfall. Ein weiteres Paradebeispiel einer lieblosen Lizenzverwurstung.

Wertung


3/10

Kommentare



Seppatoni
Den König der Löwen hatte ich damals im Kino gesehen und fand ihn ganz okay. Mehr gespannt war ich auf die obligatorischen Videospielumsetzungen, die für SNES und Game Boy erschienen. Völlig überraschend tauchte danach auch noch eine NES-Version aus dem Nichts auf. In einer Club Nintendo Ausgabe wurde das Spiel vorgestellt. Eine ganze Seite, nur mit Text, ohne Screenshots. Und selbst das Maskottchen merkte an, dass es äußerst frustrieren sein kann, Simba zu steuern. Als ich Jahre später das Spiel dann selber mal gespielt hatte, konnte ich all das nachvollziehen. Dabei dachte ich, dass es gar nicht schlimmer geht, als die GB-Version, die mein Bruder hatte. So sollte man sich täuschen.